Wantenspanner auf Abwegen

Das Boot verliert nichts! Den vermeintlich verloren gegangenen Stift für den Wantenspanner fand ich oben in der Werkzeugkiste, als ich den Hammer heraus holte. Mit dem Hammer haute ich auf den Wantenschuh ein, der nicht aus dem Provisorium- Karabinerhaken am Relingsfuss ging. Klappte nicht. Mit der Wasserpumpenzange bog ich den Karabinerhaken auf. Das funktionierte besser. Den neuen Stift in M8 Gewinde- Größe baute ich trotzdem ein. Wenn ich ihn schon gekauft habe. Puh, auf die schweißtreibende Aktion erstmal einen Schluck Sekt getrunken und die Aussicht genossen.

Der zweite neu gekaufte Wantenspanner mit M6 Gewinde bekam eine andere Aufgabe. Wantenspanner auf Abwegen sozusagen. Mit dem Stift konnte ich die Reling am Heck wieder straff spannen. Wie es sein soll. Die letzten 10 Jahre hatte ein winziger Schäkel den verlorenen Stift ersetzt.

Vier Fünf- Liter- Kanister mit Leitungswasser verschwanden im Chemie- WC. Einer im Fäkalientank und drei im Frischwassertank. Natürlich verschwand nur das Wasser, nicht die Kanister selbst. Obwohl mir fast ein Ring vom Tankdeckel in den Fäkalientank gehüpft wäre. Habe blitzschnell reagiert und die Flugbahn geändert.

Der Himmel zieht mit Regenwolken zu. Sieht beeindruckend aus. Das Großsegel schlage ich in wenigen Minuten an Baum und Mast an. Kaum mit Panzertape gesichert, klatschen die ersten Regentropfen auf das Deck.

Am Kran und auf dem Parkplatz treffe ich gleich vier bekannte Segelkameraden. Sie halfen heute, die club- fremden Schiffe zu kranen, Rasen zu mähen oder slippten ihre eigenen Boote. Morgen, nach dem ersten Arbeitseinsatz, werden jede Menge Masten gestellt werden.

Meine Shadow ist jedenfalls segelfertig und ich kann nächste Woche hoffentlich eine Runde Segeln!

Mast steht- sogar ohne Wanten

Eigentlich wollte ich beim Ersten Arbeitseinsatz am 22. April drei kräftige Männer ausleihen, die mir fünf Minuten helfen sollten, den Mast hochzuziehen. Doch mein hilfsbereiter Segelkamerad Kurt hatte am Wochenende dienstfrei und konnte mir kurzfristig helfen. Die Shadow ist am 8. April bis auf die Segel segelfertig. Rekord!

Das Stellen des Mastes dauert länger als die von mir gewünschten fünf Minuten. Erst schieben wir die Shadow zu weit nach hinten, sodass das Mast- Topp beim Anheben fast im Hafenbecken hängt. Danach ist sie nicht nah genug am Mastenkran. Jetzt zu weit vorne. Verflixt! Schließlich hebt Kurt den Mast mit dem Mastenkran an und lässt ihn über dem Deck schweben. Kurt hält den Mastfuss fest und läuft über Deck mit der Bootsbewegung. Ich rangiere das Boot unter den schwebenden Mast, bis Mastfuss und Deckbeschlag übereinander liegen.

Das Einfädeln im problematischen 45- Grad- Winkel ist dank der Vorarbeit ein Kinderspiel. Weder Deck verkratzt noch Vorstag verbogen. Hätte ein Foto mit der Position zwischen Schriftzug und Kran machen sollen und ausdrucken. Analog zu den Kran- Fotos.

Dafür stäubt sich der Seilzug des Mastenkrans die Salinge los zu lassen. Vielleicht gefällt ihm die Aussicht in fünf Meter Höhe? Bootshaken und Leiter sind zu kurz. Kurt „peitscht“ den Seilzug mit der Holeleine aus und langsam löst er sich.

Die Wanten sollen montiert werden. Kurt erklärt mir die Funktionsweise einer Achterstag- Talje, ich krame die passenden Werkzeuge heraus. Die Wasserpumpenzange zum Halten und einen mittleren Schraubenzieher zum Drehen des Wantenspanners. Mit einem „Pling“ springt ein Sicherungsring auf das Deck, prallt ab und landet unter dem Gitter an Land. Ich unke: „Besser der Ring als der Stift! Für den Stift habe ich keinen Ersatz an Bord!“ Kurt findet den Sicherungsring wieder und wir spannen das Achterstag. Kurts Trick: Im Herbst 10 halbe Umdrehungen lockern. Im Frühling 10 halbe Umdrehungen festziehen. Funktioniert perfekt.

Die Oberwanten werden 10 Umdrehungen gespannt. Jetzt wird meine Prophezeiung zu den Stiften in der Gabel der Wanten wahr: Bei der Steuerbord- Unterwant habe ich Stift samt Sicherungsring im Winterlager verloren. Shit! Klipse die Want mit einem Karabinerhaken am Reling- Fuss fest. Damit sie nicht am Mast herumklimpert.

Daheim bestelle ich jeweils einen M6 und M8 Wantenspanner auf Amaxxx, der in 3 Tagen geliefert werden soll. Den vorhandenen Stift der anderen Unterwant auszumessen, wäre schlauer gewesen.

Die gespannten Wanten fixiere ich mit meinem Lieblings- Heimwerker- Artikel: Kabelbinder! Die Splinte- ausprobiert in der letzten Saison- waren zu lang und eine scharfe Verletzungsquelle für Hände und Füsse. Die Sicherungsringe sind sehr schwierig zu montieren und zu demontieren. Sie wären für einen Küstentörn meine erste Wahl.

Im feinen Nieselregen fummle ich die Großschot durch die Klampen und befestige den Großbaum am Mast.

Damit die Shadow keinen Schandfleck für den Segelclub darstellt, wasche ich die Fenster und das Deckshaus vom Winterlager- Staub sauber. Und gleich noch die Sitzbänke und den Boden im Cockpit.

Jetzt kann die Saison beginnen!